Eine Reise zu 1000 und eine Nacht

Ein Osterurlaub nach Spanien und Marokko mit minimaler Vorbereitungszeit.

Geflogen wurden in knapp 2 Wochen folgendes Routing: Donauwörth - Avignon - Girona - Granada - Fes - Marrakesch - Almeria - Palma - Carcasonne - Annecy - Bayreuth - Donauwörth

 

Dass das Wetter über Ostern sehr launisch und aprilhaft sein kann ist nichts Neues. Auch dieses Jahr war es wieder einmal so. Allerdings prägte sich die Laune zu einem Sturmtief nach dem anderen in der ersten Osterferienwoche aus.

Geplant war eine Reise rund um die Ostsee, auf dir wir uns bereits sehr gefreut haben und auch entsprechend mit Reiseführen bewaffnet vorbereitet waren. Das Routing sollte zuerst nach Hamburg mit einem Musicalbesuch, dann nach Helgoland, Kopenhagen, Gothland, Stockholm, Helsinki und schließlich über die baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen nach Danzig in Polen führen. Von dort war der Heimflug mit Stopp auf Rügen geplant.

Nachdem dieser Plan allerdings keine entspannten Flüge und auch keine trockenen Füße bei Stadtbesichtigungen versprach, wurde spontan die Großwetterlage neu beurteilt. Die einzige Region in Europa die gutes Wetter versprach war Spanien.

Am Samstag starteten wir zunächst bei traumhaftem Wetter in EDMQ und flogen Richtung Bodensee. Dort stellten wir dann den IFR Request, was sich später noch auszahlen sollte. Zunächst ging es nur darum, ohne Luftraumprobleme durch die Kontrollzone von Zürich zu kommen. Über Genf waren wir dann allerdings bereits in IMC und fielen erst kurz vor unserem Tankstopp vor Avignon wieder aus den Wolken. Nach einer Stunde Tanken und Pause flogen wir am selben Tag noch nach Girona in Spanien. Einen Tag später hätten wir den Flug wegen Sturm in Deutschland nicht mehr durchführen können. In Girona wurden wir erst mal um schlappe 124 Euro Lande- und vor allem Handlinggebühren erleichtert. Danach kamen das erste Mal unsere Klappfahrräder zum Einsatz. Nach einem langen Flugtag machte es richtig Spaß die zehn Kilometer in die Stadt nicht mit dem Bus oder Taxi zurückzulegen, sondern sich zu bewegen.

Erster Tankstopp in Avignon und Stadtbummel in Girona

Girona hatte dann in der Altstadt für uns eine nette Live-Band im Angebot, die direkt von einer Dachterrasse eine tolle Show und gute Unterhaltung zum Urlaubsstart lieferte.

Am nächsten Morgen erlebten wir einen wunderschönen dreieinhalb Stunden langen Flug vorbei am Luftraum von Barcelona nach Granada. Im Landeanflug hatten wir traumhafte Blicke auf die Alhambra und die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. 

Anflug auf Granada

In Granada zahlten wir für drei Tage Parken und Landen 75 € zuzüglich 50 € für das unnütze Handling. Ein netter Privatpilot vor Ort nahm uns dann mit seinem Auto mit in die Stadt. Granada verzauberte uns in einer unbeschreiblich schönen Art. Das Leben, die maurisch angehauchte Architektur und leckere spanische Tapasbars sorgten für Urlaubsstimmung und Genuss zu gleich. Karten für die Alhambra zu bekommen war widererwarten völlig unproblematisch.

Ab Mittag zogen hunderte gläubige in Trachten durch die Straße und trugen riesige Altäre durch die Stadt. Ein besonderer Genuss war der Besuch des Hamam. An einem Abend genossen wir warmes Wasser, Dampfbäder und eine tolle Massage.

Alhambra, Karfreitagsprozession

 Nach drei fantastischen Tagen in Granada entschlossen wir uns spontan weiter nach Marokko zu fliegen. Wir waren ja schließlich eh schon so weit im Süden, da musste man den kleinen Hüpfer nach Fes auf alle Fälle mitnehmen. Gesagt getan, IFR Flugplan aufgegeben und mit dem Taxi zum Flugplatz gefahren. Der Flug nach Fes bot einiges an tollen Eindrücken. Um diese Jahreszeit war das Überraschende für uns, wie grün die Landschaft in Marokko war. Außerdem war es ein sehr erhabenes Gefühl, selber über die Meerenge von Gibraltar nach Afrika zu fliegen. Die Begrüßung in Marokko war dann herzlich, neugierig und die Abwicklung der Formalitäten wiedererwarten sehr unproblematisch und ohne böse oder teure Überraschungen. Ganz im Gegenteil, der Liter Jet Fuel kostete nur 0,25 Cent pro Liter, Wahnsinn.

Meerenge von Gibraltar, Grünes Hügelland, Flugplatz Fes 

Von Granada aus buchten wir uns ein schönes Riad als Unterkunft. Ein Riad ist ein liebevoll renoviertes „Bürgerhaus“ meist mit schönem Innenhof und landestypisch eingerichteten Zimmern. Meist hat ein Riad im Vergleich zu einem Hotel nur wenige Zimmer, so ist die Betreuung sehr individuell und persönlich. 

Nach einer kleinen Erholung und dem ersten marokkanischen Pfefferminztee tauchten wir gleich in das unübersichtliche Gassengewirr von Fes ein. Die Betreiber des Riads warnten uns ausdrücklich davor nicht die Orientierung zu verlieren und gaben uns wertvolle Tipps, wie wir auch wieder sicher in unsere Unterkunft finden würden. Beim nachfolgenden Spaziergang durch die Gassen von Fes wurden wir von 1000 neuen Eindrücken überwältigt. Die Altstadt von Fes ist nicht ohne Begründung UNESCO Weltkulturerbe! Insbesondere hinterlässt das Gerberviertel von Fes einen bleibenden Eindruck. Um den Gestank auszuhalten, bekommt man frische Pfefferminzblätter, die man sich vor die Nase halten kann. Dafür schaut man von verschiedenen Dachterrassen auf viele im Boden eingelassen Bottiche in denen das Leder zunächst gegerbt und dann gefärbt wird. Die Lauge in den Becken enthält Taubenmist mit Wasser was eine natürliche Ammoniaklösung ist. Überall im Stadtzentrum werden Waren angeboten. Die Geschichten die dazu erzählt werden sollte man natürlich nicht alle für bare Münze halten. An jeder Ecke stehen Kinder die für ein kleines Bakschisch einen gerne zur nächsten Bar, Restaurant oder zurück ins Hotel begleiten. Ob man deren Dienste in Anspruch nehmen will, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Riad El Amin, Gerberviertel von Fes, Handwerkergassen, Blick über die Dächer von Fes

Nach zwei Tagen hatten wir das meiste gesehen und wollten ein Stück weiter Richtung Marrakesch und die Eindrücke von Fes bei einem Weiterflug verarbeiten. Am Flugplatz wollte man zunächst über das geplante Routing mit uns diskutieren. Als aber dann klar wurde, dass wir IFR und nicht VFR unterwegs sind war die Diskussion ziemlich schnell beendet und wir konnten den Flug nach Marrakesch voll Vorfreude genießen. In Marrakesch gelandet, wurden wir zwischen einigen Jets abgestellt. Wir waren das absolut kleinste GA Flugzeug auf dem Vorfeld. Handling oder so etwas wurde uns erst gar nicht angeboten. So liefen wir einen guten Kilometer mit unseren gelben Warnwesten zum Terminal und verließen ziemlich unbehelligt den Flughafen. Marrakesch setzt mit dem Djemaa el Fna einen orientalischen Akzent der Extraklasse. Auf diesem Platz trifft man Künstler, Gaukler, Schlangenbeschwörer, Musiker und kann sich von der Stimmung und den Gerüchen von leckerem Essen treiben lassen.

Djemaa el Fna in Marrakesch

Nach zwei weiteren Tagen hatten wir genügend afrikanisch orientalische Eindrücke und das Wetter wurde in Marokko tatsächlich etwas regnerisch und so verdrückten wir uns wieder Richtung Europa. Die Abfertigung und die Kontrolle der Dokumente war genauso unkompliziert wie in Europa. Nach einem IFR SID Verfahren flogen wir relativ ereignislos nach Almeria in Spanien zum Tanken. Nach der Bezahlung von 100 Euro für Handling und Landegebühren flogen wir sofort weiter nach Mallorca. Es war schon 15.30 Uhr und wir hatten noch einen zweieinhalb stündigen Flug vor uns und der General Aviation Platz Son Bonet auf Mallorca schloss um 18.30 Uhr local. Eine Ausweichlandung auf dem Internationalen Flugplatz von Mallorca wäre selbstverständlich auch später noch möglich gewesen, allerdings hätte dies ein Vielfaches der Kosten verursacht, die auf dem kleinen Flugfeld aufgerufen werden.

Mallorca Impressionen, Palma von oben, Flugplatz Son Bonet; Wanderungen

Auf Mallorca verbrachten wir drei Tage zum Entspannen und Wandern. Einen Mietwagen brauchten wir nicht, nachdem meine Eltern ihren Osterurlaub auf der Insel verbrachten, hatten wir einen Fahrservice. Auf der ersten Wanderung kamen wir an einem Flugzeugwrack vorbei. Eine kleine Cessna 150ig zerschellte bei schlechtem Wetter in den Bergen. Der Pilot hatte allerdings Glück und überlebte unverletzt. Der Unfall lag allerdings schon ein paar Jahre in der Vergangenheit, dementsprechend geplündert waren die Reste der Flugzeugzelle. Die Geschichte führte wieder eindrucksvoll vor Augen, wie wichtig eine gute Flugvorbereitung und ein konsequentes Handeln danach sind.

Von Mallorca machten wir auf dem Rückflug noch einen Stopp in Carcasonne. Eine der größten Burganlagen Europas muss man sich einfach anschauen. Um die Jahreszeit ist diese Anlage, nicht wie im Sommer total überlaufen, sondern ein beschaulicher Ort.

Burganlage Carcasonne

Als wir am nächsten Morgen den IFR Rückflug nach Annecy antreten wollten, wunderten wir uns noch, warum alle Linienflüge in Carcasonne gecancelt waren. Beim Request für die IFR Startfreigabe wurde klar was Sache ist, die Fluglotsen streikten in Südfrankreich und der Luftraum war für Instrumentenflüge geschlossen. Unter diesen Rahmenbedingungen waren nur unkontrollierte Flüge nach Sichtflugregeln möglich. Das Wetter gab einen VFR Flug problemlos her, also starteten wir das erste Leg ohne Radarführung. Das einzige Problem war, dass der Luftraum gespickt mit etlichen Flugbeschränkungsgebieten war. Ohne die Unterstützung der Flugsicherung war der Satus für einen Durchflug schwer zu klären. Vermutlich saß auch niemand am Radar und schaute wo man unterwegs war. Wir versuchten einfach die Flugbeschränkungsgebiete zu meiden.

Zwischenstopp in Annecy zum Tanken und Relaxen am See

Der letzte Tankstopp in Annecy mit einem Aufenthalt am Seeufer war bei bestem Wetter wunderschön. Am späten Nachmittag flogen wir dann von dort ca. zwei Stunden zurück nach Deutschland und waren happy über einen tollen Flug ohne Probleme am Flugzeug und weitestgehend bestem Wetter.

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